Sardinien: Regionaler Gesetzentwurf zur Kriminalisierung von Ökozid vorgestellt

Zusammenfassung

  • Am 5. Juni 2025 brachte der sardische Abgeordnete Francesco Cozzolino im Regionalrat von Sardinien einen umfassenden Gesetzentwurf mit dem Titel Normen für die Prävention und Bekämpfung von Ökozid

  • Der Gesetzesentwurf definiert Ökozid als wissentlich oder grob fahrlässig begangene Handlungen, die schwere, weit verbreitete oder lang anhaltende Umweltschäden verursachen - in enger Anlehnung an die Definition, die im Jahr 2021 vom Unabhängige Expertengruppe der von der Stiftung Stop Ökozid einberufen wurde.

  • In Anlehnung an internationale Rechtsstandards behandelt das vorgeschlagene Gesetz Ökozid nicht nur als Umweltschaden, sondern als existenzielle Bedrohung für die biologische Vielfalt, die Klimastabilität, die öffentliche Gesundheit und die Generationengerechtigkeit - in der Erkenntnis, dass die Zerstörung von Ökosystemen die Grundlagen des menschlichen Wohlergehens untergräbt. 

  • Die wichtigsten Bestimmungen sind:

    • Obligatorische Ökozid für Projekte mit großen Auswirkungen;

    • Bildungsprogramme und öffentliche Kampagnen zum Umweltschutz;

    • Verstärkte Umweltaufsicht durch das Regionale Forstwirtschafts- und Umweltüberwachungskorps (CFVA);

    • Verwaltungssanktionen, Wiederherstellungsverpflichtungen, Verbot der öffentlichen Auftragsvergabe für Zuwiderhandelnde und Beteiligung der Region an Zivil-/Ausgleichsverfahren.

    • Einrichtung einer regionalen Beobachtungsstelle für ökologische Gerechtigkeit, die mit der Überwachung, der Ausarbeitung von Rechtsvorschriften und der behördenübergreifenden Koordinierung beauftragt wird;

    • Eine formelle Verpflichtung Sardiniens, sich auf nationaler und EU-Ebene für die rechtliche Anerkennung von Ökozid als Verbrechen einzusetzen.

  • In dem Gesetzentwurf wird außerdem vorgeschlagen, den 5. Juni eines jeden Jahres auf Sardinien zum "Regionalen Tag der Ökozid" zu erklären.

  • Im regionalen Gesetzgebungssystem Sardiniens muss ein von den Ratsmitgliedern vorgeschlagener Gesetzesentwurf den Regionalrat passieren, um im Zuständigkeitsbereich der Insel verbindliches Recht zu werden. Sollte der Gesetzentwurf angenommen werden, wäre Sardinien die erste italienische Region, die Ökozid formell gesetzlich verankert. 

Dani Spizzichino, Gründer von Stop Ecocidio Italia, sagte: 

"Dieser sardische Gesetzentwurf stellt eine tiefgreifende und rechtzeitige Anerkennung der Tatsache dar, dass die massenhafte Zerstörung der Natur nicht nur ein lokaler Missstand ist, sondern eine Frage der Gerechtigkeit - rechtlich, ökologisch und generationenübergreifend. Angesichts der zunehmenden ökologischen Bedrohungen im Mittelmeerraum, die von der Bergbauindustrie bis hin zum Klimawandel reichen, zeugt der Schritt Sardiniens zur Anerkennung von Ökozid sowohl von regionalem Mut als auch von der Übereinstimmung mit einem globalen rechtlichen Aufbruch. Diese Initiative rückt die Vision des Ökozid stärker in den nationalen Fokus. Sie bekräftigt, dass der Schutz von Ökosystemen kein Akt des Idealismus, sondern eine rechtliche und moralische Notwendigkeit ist."

Lesen Sie den vollständigen Gesetzentwurf (auf Italienisch) hier.

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